"Autismusgerechtes Berufsbildungswerk" Neues Gütesiegel 24.10.2019

Junge Menschen mit Autismus sind in den letzten Jahren eine zusätzliche Zielgruppe für die Qualifizierungsarbeit der Berufsbildungswerke geworden. Eine Reihe von Berufsbildungswerken haben sich deshalb auf die besonderen Bedarfe von Menschen mit Autismus spezialisiert.

Von besonderen Methoden in der Ausbildung und für das gemeinsame Zusammenleben, bis hin zur Integration in Betrieben des ersten Arbeitsmarktes haben sich besondere Unterstützungsformen für diese Zielgruppe entwickelt. Die BAG BBW arbeitet gemeinsam mit "autismus deutschland e.V.", dem Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus, intensiv daran, die Qualifikation und Integration von Menschen mit Autismus in den ersten Arbeitsmarkt zu verbessern. Der Verein vertritt als Selbsthilfeverband die Interessen von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung sowie deren Angehörigen.

In dem eigens von der BAG BBW für dieses Thema eingerichteten Fachausschuss "Autismuskompetenz" unter der Leitung des stellv. Vorstandsvorsitzenden der BAG BBW Walter Krug wurde in den vergangenen Jahren gemeinsam mit "autismus deutschland e.V." nach Wegen gesucht, die Qualifikation und die Integration von jungen Menschen mit Autismus unter Berücksichtigung ihrer besonderen Bedürfnisse zu verbessern.

Das Ergebnis dieses Prozesses ist das Gütesiegel "Autismusgerechtes Berufsbildungswerk", das bei der Mitgliederversammlung der BAG BBW am 23. Oktober 2019 in Homburg das erste Mal verliehen wurde.


Die Zertifizierung führt zu einer erheblichen Qualitätsentwicklung in den betroffenen BBW für die Arbeit mit jungen Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung.
Walter Krug

Insgesamt 65 Prüfkriterien müssen Berufsbildungswerke erfüllen, um das Gütesiegel zu erhalten. Dazu gehört z.B.  dass den BBW-Teilnehmenden mindestens ein speziell ausgebildeter "Autismus-Fachreferent" zur Verfügung steht, dass alle Mitarbeiter*innen des BBW zum Thema Autismus geschult sind oder dass die Vermittlung beruflicher Kompetenzen kleinschrittig und klar gegliedert an Hand der TEACCH-Methode erfolgen sollte. Die Prüfkriterien hat der Fachausschuss Autismuskompetenz über Jahre hinweg durch Expert*innen aus autismuserfahrenen Berufsbildungswerken erarbeitet. Der Bundesverband "autismus Deutschland e.V." hat diesen Kriterienkatalog unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Dalferth kritisch geprüft und befürwortet. Er unterstützt ausdrücklich die darin geforderten Qualitätsmerkmale. 

Der Prozess der Zertifizierung erfolgt in zwei Schritten: Zunächst erstellt das BBW einen Selbstreport, der die Umsetzung der standardisierten Kriterien ausführlich darstellt und legt seine Autismuskonzeption vor. In einem zweiten Schritt unterzieht sich das BBW dann einer Zertifizierung vor Ort, die von zwei unabhängigen Fachleuten aus der BAG BBW und von "autismus Deutschland e.V." durchgeführt wird. Über dieses Vorgehen wird die Abbildung der geforderten Qualität im BBW differenziert und umfassend geprüft. Kommt es zur Verleihung des Gütesiegels, steht nach drei Jahren eine erneute Re-Zertifizierung an. 

Das Gütesiegel "Autismusgerechtes Berufsbildungswerk" stellt mit diesem Vorgehen eine neue Form nachhaltiger Qualitätsentwicklung in den Berufsbildungswerken dar und führt zur Entwicklung verbesserter Ausbildungs- und Lebensbedingungen für junge Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung.