Pressemitteilung Ausbildungsangebote der BBW müssen mehr Menschen erreichen
Der Bundestag berät heute das Gesetz zur Stärkung der Aus- und Weiterbildungsförderung und Einführung einer Bildungszeit. Dazu erklärt Tobias Schmidt, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke:
„Wir begrüßen die Initiative der Bundesregierung, die berufliche Bildung in Deutschland weiter zu stärken und damit zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses in Deutschland mittelfristig beizutragen. Dabei gilt es vor allem auch die Potentiale von Menschen mit Behinderungen in den Fokus zu nehmen. Auch sie müssen in die Strategien für eine Fachkräftegewinnung einbezogen werden. Denn insbesondere für sie ist der Übergang ins Arbeitsleben in der aktuellen Wirtschaftslage erschwert.
Es ist daher zwingend notwendig, dass Berufsbildungswerke in die geplante Ausbildungsgarantie einbezogen werden. Als außerbetriebliche Ausbildungsstätten können sie für einen nachhaltigen Berufseinstieg sorgen, indem sie jungen Menschen mit Teilhabebeeinträchtigungen gezielte Fördermaßnahmen bieten. Sie qualifizieren jedes Jahr rund 16.000 junge Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen und Beeinträchtigungen und sind damit für Unternehmen ein verlässlicher Partner zur Fachkräfteausbildung und -gewinnung.
Es ist ein wichtiger Schritt, dass die Berufseinstiegsqualifizierung gestärkt und theoriereduzierte Ausbildungen, die oft den Einstieg in die Vollausbildung ermöglichen, gefördert werden sollen. Die 51 BBW haben mit Maßnahmen zur Berufsorientierung und Vorbereitung auf eine Ausbildung seit Jahrzehnten Erfahrung und bieten die dafür notwendige Infrastruktur an, um sich in mehreren Berufsfeldern ausprobieren zu können.
Bis heute steigt die Zahl der unversorgten Jugendlichen, die von allen Regelsystemen abgehängt sind. Besonders in der Corona-Pandemie ist ihre Zahl erheblich gestiegen. Die neue Ausbildungsgarantie wird diesen entkoppelten Jugendlichen nichts nützen, weil sie den Weg aus dem Übergangssystem nicht ohne Hilfe und erhebliche Anstrengungen in eine betriebliche Ausbildung schaffen werden. So verfügten nach Angaben des Berufsbildungsberichts 2022 im Jahr 2020 über 2,3 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 34 Jahren nicht über einen Berufsabschluss, mit steigender Tendenz. Angesichts von Fachkräftemangel und offener Lehrstellen ist diese Entwicklung ein Skandal.
Erfahrene Ausbildungsbetriebe wie Berufsbildungswerke sind für junge Menschen mit multiplen psychischen wie gesundheitlichen Problemen, die infolge vom System Schule und Ausbildung entkoppelt sind, ein wichtiger Partner, um eine langfristige und individuell passgenaue Ausbildung zu ermöglichen. Die Politik muss endliche handeln, anstatt auf die Zuständigkeit von Sozialgesetzbüchern zu verweisen.“